Was ist „Greenwashing“ und wie kann ich mich davor schützen?


8. September 2022 Kategorie: Umwelt

In vielen Bereichen des alltäglichen Lebens lässt sich ganz leicht für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Viele Haushalte interessieren sich zunehmend für umweltfreundliche Lösungen, wollen sich ausgewogen ernähren, ohne die Natur zu belasten, oder mobil unterwegs sein mit einem schlanken ökologischen Fußabdruck. Nicht jeder Konzern kann nachhaltige Produkte anbieten, möchte aber treue Stammkunden auch nicht an die grüne Konkurrenz verlieren. Daher gibt es die manipulative Taktik des Greenwashings, das sich durch zahlreiche Branchen zieht.

Was ist „Greenwashing“ und wie kann ich mich davor schützen?

Bei der Grünfärberei handelt es sich also nichts weiter um legalen Betrug. Dahinter steckt meist ein ganzes Team aus gut ausgebildeten Spezialisten, die sich intensiv darum kümmern, dass die Beschönigungen umweltbelastender Prozesse oder Produkte möglichst verlockend klingen für Endverbraucher.

In diesem Beitrag erhältst du nicht nur eine Übersicht über gängige Praktiken des Greenwashings, sondern auch ein paar praktikable Tipps an die Hand, wie du PR-Lügen leichter entlarven kannst, um dich nachhaltig vor Greenwashing schützen zu können.

Greenwashing Definition: Das steckt hinter fragwürdiger Grünwäscherei

Der Definition nach handelt es sich bei dem aus dem Englischen stammenden Begriff „Greenwashing“ um eine bewusste Täuschung von Verbrauchern. Kein Wunder also, dass die deutschen Verbraucherbehörden im Internet vor Beschönigungen unter ökologischen Aspekten warnen. Durch die ausgeklügelten PR-Tricks soll ein „grünes Image“ kommuniziert werden, wobei sich die dahinterstehenden Firmen aber keinesfalls so intensiv um den Umweltschutz bemühen, wie sie vorgeben.

Das Engagement für ein ökologisches Gleichgewicht kann sich beim Greenwashing auf einen minimalen Bereich beschränken, welcher in der Öffentlichkeitsarbeit (kurz: PR – von Englisch: Public Relations) aber in den zentralen Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt wird. Derartige Marketing-Tricks können gesetzeswidrig sein. Daher steckt hinter den auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichteten Beschönigungen immer eine Gemeinschaft aus Werbefachleuten, Psychologen und Wirtschaftsbossen. Nicht selten wird das Schönfärben auch dadurch erreicht, dass Gutachter und Forscher bestochen werden, um nachhaltige Untersuchungsergebnisse zugunsten eines Konzerns oder einer Institution zu präsentieren.

Greenwashing: Konkrete Beispiele aus der Praxis – So werden Verbraucher aktuell getäuscht

Ein Konsumgegenstand kann beispielsweise klimafreundlich betrieben werden, während die Produktion desselben aber zulasten der Umwelt geht. Ein gutes Beispiel für Greenwashing sind die modernen E-Roller, die reihenweise in allen deutschen Städten wie Pilze aus dem Boden schießen. Es ist durchaus richtig, dass der eingebaute Elektromotor keinerlei umweltschädliche Emissionen erzeugt. Gleichwohl belastet die Produktion der Akkus das Klima extrem, nur in den seltensten Fällen sorgen die großen E-Roller-Verleihfirmen auch dafür, die Geräte nachts mit Ökostrom aufzuladen.

Unmengen an recycelbaren Kunststoffen sind kein Beitrag zur Nachhaltigkeit!

Zweifelhaft ist es auch, wenn Kaffeeproduzenten kleinste Mengen des gemahlenen Kaffeepulvers in große Alugefäße füllen, die dann zu jeder Tasse Kaffee unnötig viel Müll produzieren. Der hinter einer bekannten Kaffeekapsel-Marke steckende Großkonzern ist ein Global Player, also weltweit im Vertrieb aktiv. Ungeachtet der Tatsache, dass es deutlich umweltfreundliche Möglichkeiten gibt, eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee zu genießen, betreibt dieser Lebensmittelproduzent Greenwashing und wirbt mit Aussagen wie „Wir tragen Verantwortung & zeigen unsere Fortschritte“ öffentlich um die Gunst der Konsumenten.

Gezielte Falschaussagen in der Werbung – nicht immer so klar erkennbar

Wirbt eine Supermarktkette auf großflächigen Plakaten vor den eigenen Verkaufshallen damit, dass ihre PET-Flaschen zu 100 % aus recyceltem Kunststoff bestehen, sollte man sich als Verbraucher unbedingt die Mühe machen, alle kleinen Sternchen auf dem Bild zu suchen. Dort findet man nämlich Hinweise wie „außer diesen und jenen Bestandteilen“. Somit ist dieses Greenwashing absolut legal, es werden nicht einmal Lügen verbreitet. Auf die betriebene Augenwischerei und Kundenmanipulation wird explizit hingewiesen, was wiederum das Gefühl von Vertrauen erwecken kann.

Vom Greenwashing am schlimmsten betroffene Branchen

Umsatorientierte Grünfärberei gibt es aber nicht nur im Einzelhandel. Vor diesen Branchen macht die gezielte Manipulation der Endverbraucher ebenfalls keinen Halt:

  • Möbelindustrie
  • Automobilindustrie
  • Banken & altmodische Versicherungskonzerne
  • Agrarwirtschaft & vermeintlich umweltfreundliche Massentierhaltung
  • Energiekonzerne
  • Fast-Food-Ketten

Greenwashing: Bedeutung für Verbraucher

Mit einer Beschönigung von umwelt- oder klimaschädlichen Aktivitäten versuchen Unternehmen aller Branchen, Käufer zu täuschen und zu manipulieren. Ziel ist es dabei, diejenigen Kunden für die eigenen Produkte gewinnen zu können, die sich für den Erhalt der Natur interessieren. Dieser Trend ist derzeit keinesfalls nur bei Minderjährigen zu beobachten, welche regelmäßig für ihre – wenn auch teils unrealistischen – Ziele zum Umweltschutz demonstrieren.

Spendengelder und gefälschte Gütesiegel als beliebte Greenwashing-Maßnahmen

Fließen hohe Summen an Spendengeldern in Öko-Konzepte, lassen sich dadurch umweltschädliche Maßnahmen in den Hintergrund rücken. Für den Einkäufer im lokalen Ladengeschäft oder in den Weiten des Internets haben Qualitäts- und Gütesiegel oft einen hohen Stellenwert. Beim Greenwashing werden aber nicht nur die echten Ökosiegel wie der Blaue Engel verwendet, sondern auch komplett ausgedachte Gütezeichen verwendet. Ob dahinter wirklich eine den Umweltschutz kontrollierende Instanz steht, verifiziert der Durchschnittsverbraucher nicht und verlässt sich auf die werbenden Greenwashing-Aussagen des umweltschädigenden Großkonzerns.

Zugehörigkeit von Produkten zu einem Großkonzern oft weitgehend unbekannt

Oft ist die Zugehörigkeit einer bestimmten Marke zum dahinterstehenden Großunternehmen nicht einmal bekannt. Wer hinterfragt denn auch, ob die vielen bunten und süßen Softdrinks aus der Werbung nicht zufällig von ein und demselben Produzenten stammen oder die zahlreichen Schokoriegel in den Supermarktregalen nicht etwa ebenfalls aus dessen Produktionshallen stammen? Um die Bedeutung von Greenwashing für den Verbraucher auf den Punkt zu bringen: Scheint eine Maßnahme einer bestimmten Firma besonders umweltfreundlich, muss das noch lange nicht für den Großteil im Vertrieb des entsprechenden Unternehmens gelten. In vielen Fällen steckt leider nur die Absicht dahinter, den Verbraucher mutwillig zu täuschen und für mehr Umsatz zu sorgen.

Die krassesten Greenwashing-Skandale aller Zeiten

Dass in der Automobilindustrie manipuliert wird, ist für viele Autofahrer nichts Neues. Der Tacho zeigt grundsätzlich eine falsche Geschwindigkeit an, was ein einfaches Nachmessen durch die GPS-Navigation am Handy leicht bestätigt. So liegt der tatsächliche Spritverbrauch bei Neuwagen viel höher als auf dem Papier, Verbraucher werden also getäuscht. Beim aktuellen Greenwashing-Skandal eines großen deutschen Automobilherstellers ging der Betrug aber noch viel weiter: Es wurden Gutachten gefälscht und absichtlich chemische Substanzen in den Tank gefüllt, um die schlechten Umweltwerte von Dieselmotoren systematisch zu vertuschen. Das Vortäuschen von Nachhaltigkeit zählt in diesem Fall zu einem der größten Abgas-Skandale des letzten Jahrhunderts.

So kannst du dich vor Greenwashing schützen!

Ein gut durchdachtes Greenwashing ist leider nicht so leicht selbst zu erkennen. Viele renommierte Hersteller wollen derzeit ihr Image aufbessern, um so möglichst viele Kunden zu erreichen. Du kannst dich also nicht allein mit einem gesunden Menschenverstand vor den manipulativen Übergriffen schützen. Vermeide am besten spontane Einkäufe und informiere dich erst im Internet darüber, welche Maßnahmen zum Umweltschutz wirklich von einem Hersteller betrieben werden.

Bevor du einen Versicherungsvertrag abschließt oder dich für ein vermeintlich umweltfreundliches Angebot eines großen Finanzdienstleisters begeisterst, recherchiere zuerst auf den Internetseiten der Verbraucherbehörden. Dort findest du übrigens auch aktuelle Warnungen vor vermeintlich klimafreundlichen Energielieferanten, denen aber nicht der Erhalt der Natur, sondern nur der eigene Profit am Herzen liegt. Frage dich dabei auch kritisch, wie sinnvoll es sein kann, wenn für deinen Kauf ein Baum irgendwo auf der Welt gepflanzt wird und ob dieser wirklich für viele Jahre dort wachsen kann.

Möchtest du dir unterwegs einen Snack kaufen, lass dich nicht von einer grünen Verpackung täuschen oder davon, dass es im Fast-Food-Imbiss auch einen Salat zu kaufen gibt. Achte lieber auf regionale Nähe und kaufe Obst und Gemüse der gegenwärtigen Saison. So tust du nicht nur deiner Gesundheit etwas Gutes, sondern stärkst auch zugleich örtliche Erzeuger und leistest einen eigenen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

Achte immer auf das Gesamtpaket, wenn du Verträge abschließen möchtest oder dich für größere Anschaffungen interessierst. Steckt wirklich hinter jedem angebotenen Produkt ein grüner Grundgedanke oder betreibt ein Unternehmen nur mit einem winzigen Bruchteil seines Sortiments massive Werbung für den Umweltschutz? Die alteingesessenen Hasen aus den verschiedensten Branchen sind leider viel anfälliger für Greenwashing als neue Unternehmen, die von vornherein in allen Bereichen auf Ökologie achten und sich nicht erst ein vermeintlich grünes Image durch zweifelhafte PR-Techniken aufbauen müssen.